Marokko ist Afrika. Musik spielt hier eine große Rolle. Jedoch anders als bei uns. In Europa wird größtenteils Musik gehört; hier jedoch wird zu jeder Gelegenheit Musik gemacht.
Um die Weihnachtszeit zogen täglich Kinder wild aber rhythmisch trommelnd durch die Gassen. Ständig hört man von überall Rhythmen und die Menschen klatschen, tanzen und singen.
In Imessouane spielten die Männer jeden Abend auf. Mit Trommeln, Gitarren und einem eigenartigen kleinen Instrument, dessen Name keiner kannte, angeblich stammt es aus China.
Immer wieder faszinierten sich mich, indem sie mit diesen unterschiedlichen Instrumenten eine Harmonie fanden, sie spielten mit dem Rhythmus, warfen ihn sich gegenseitig zu, fingen ihn wieder auf und spielten ihn weiter. Eine wahre Freue zuzuhören.
Während ich über all dies nachdenke sitzt im Flackern der Kerze Tibari vor mir und jammt auf seiner Gitarre. Das Klimpern der Gitarre, seine tiefe Stimme, das Geräusch der Kartoffeln, die gerade in der Pfanne frittiert werden, all diese Geräusche vermischen sich mit dem Hintergrundgeräusch des Ozeans zu einer Einheit.
Hat doch alles auf der Welt einen Rhythmus: das Herz pumpt rhythmisch unser Blut durch den Körper, wir atmen rhythmisch, die Wellen schlagen rhythmisch an die Felsen, die Kerze flackert rhythmisch im Wind, jede Sprache hat ihren Rhythmus. Diese Liste ist unendlich vervollständigbar; spielt Rhythmus eben eine große Rolle.
Vom Rhythmus von Ebbe und Flut bis zu dem Rhythmus der uns Menschen wohl am Meisten Angst macht: der Rhythmus von Leben und Tod. Aber gerade dieser Rhythmus bestimmt unser Leben auf diesem Planeten - Menschen werden geboren, Menschen sterben, ein unaufhaltsamer Rhythmus, vor dem Angst zu haben mir sinnlos erscheint.
Jeder wird einmal sterben, vielleicht alt, vielleicht jung. Vielleicht absehbar an einer Krankheit, vielleicht unvorhersehbar und plötzlich. Wir kennen den Moment nicht, an dem der Rhythmus unseres Lebens endet und wir werden ihn auch nie kennen, wichtig ist vielleicht nur, dass wir unseren eigenen, persönlichen Rhythmus bis zu diesem Zeitpunkt nicht verlieren.
Wenn wir ihn aber doch einmal verlieren und uns schlecht und verloren fühlen, sollten wir in die Natur gehen. Sie kann uns immer unseren Rhythmus wiedergeben. Indem wir am Meer sitzen und dem Rhythmus der Wellen, dem Rhythmus der Gitarre, dem Rhythmus der Kartoffeln, die in der Pfanne frittiert werden lauschen, um dann den auf den Rhythmus unseres Herzens zu hören und so unseren eigenen Rhythmus wiederzufinden….